Nach über 33 Jahren haben wir mit unserer kleinen, ökologischen Landwirtschaft viel erreicht!

Diese war im klassischen Sinn angelegt – wie bspw. vielfältiger Fruchtfolge, Tierhaltung, Kartoffelanbau, Zwischenfrüchte u.v.m. – und somit sehr arbeitsintensiv. In unserem Hofladen konnten wir so ca. 300 KundInnen mit Biolebensmitteln versorgen und die Humusgehalte unserer Böden steigern und: wir konnten mit dieser Anbauweise in erheblichem Umfang CO² im Boden speichern!

Seit 2023 versuchen wir über weitere klimaangepasste Maßnahmen – wie u.a. geänderte Fruchtfolge, regenerative Bodenbearbeitung u.v.m. – die inzwischen immer länger werdenden Vegetations-perioden in den Wintermonaten zu nutzen. Eine neue, wichtige Maßnahme hierfür sehen wir in unserem Agroforstsystem (s.u.), unserem „enkeltauglichen Acker“. Die wissenschaftliche Begleitung hierfür kommt vom „Humus-Klima-Netz“, bei dem wir nach einem Ausschreibungsverfahren Mitgliedsbetrieb werden konnten.

Zusammen mit den weiteren LandwirtInnen in dieser deutsch-landweit agierenden Gruppe ist ein vielseitiger Erfahrungsaustausch über die unterschiedlichsten Maßnahmen möglich. Wir hoffen, dass über unsere bereits begonnene Herangehensweise der Humusgehalt unserer Böden und deren Resilienz noch gesteigert werden kann.

Projekt „Enkeltauglicher Acker“

Ziel
Entwicklung eines Ackerbausystems, das auch unter sich stark ändernden Klimabedingungen Lebensmittelerzeugung in der Zukunft ermöglicht.

Ort
Acker am Biberacher Weg ca. 2,2 h Schlag Nr.6 Flst.nr. 2372/2373/2374

Agroforstsystem mit 2 Baumstreifen in Nord-Süd-Richtung mit Obst-/Nutz-/Werthölzern als:

  • Wind- und Wasserbremse, für weniger Verdunstung und Abschwemmung
  • Schattenspender und Kühlwirkung durch Transpiration bei Hitzeperioden
  • Wasserpumpe um tiefliegende Wasservorräte zu nutzen
  • Nährstoffpumpe um tiefliegende Nährstoffe nach oben zu bringen, bessere Nutzung von Luft und Wurzelraum, gesteigerte Biodiversität,bienenfreundlich,Zusatznutzen Obst u. Wertholz

Dazwischen Bewirtschaftung mit 5-gliedriger Fruchtfolge möglichst pfluglos in folgender Reihenfolge:

Wenn notwendig erfolgt im Sommer eine krummentiefe Lockerung mgl. Ohne Pflug

  • 1. Jahr: Wi-Weizen zu Backgetreide Stoppelbearbeitung und Winterzwischenfrucht zur Nutzung warmer feuchter Winter
  • 2. Jahr: Nackthafer oder Sonnemblumen zu Speiseöl evtl. mit Untersaat, Stoppelbearb.
  • 3. Jahr: Wi-Dinkel zu Backgetreide, Stoppelbearbeitung, Winterzwischenfrucht
  • 4. Jahr: Speisesoja , evtl. mit Untersaat
  • 5. Jahr: Winterhafer/Wintererbse als Grünbrache oder Drusch zu Futter und Speisegetreide

Was ist Agroforst?

Neue Perspektiven für die Landwirtschaft
Die Agroforstwirtschaft umfasst alle Landbausysteme, in denen Gehölze zusammen mit Feldfrüchten angebaut oder kombiniert mit der Tierhaltung bewirtschaftet werden. Da Arten, Alter, und Anordnung der Gehölze stark variieren können, existieren zahlreiche Formen.

Wer ein solches System geschickt gestaltet, kann zahlreiche betriebsrelevante Umweltleistungen erzielen. Windbremsung, partielle Beschattung und eine Erhöhung des Wasserhaltevermögens schaffen die Grundlage für Ertragsstabilität in Zeiten des Klimawandels. Außerdem fördern Agrofarstsysteme das Tierwohl und ermöglichen gute Arbeitsbedingungen für den Menschen.

Mit einer durchdachten Kombination aus klassischer Landwirtschaft und Gehölzen lässt sich auch die Flächenproduktivität steigern. Die Förderung von Biodiversität und eine breiter aufgestellte Wertschöpfung sind weitere wichtige Faktoren für die betriebliche Resilienz.

Welche Baum- und Staucharten sich konkret für eine bestehende Acker- oder Grünlandnutzung eignen, hängt sowohl von Standortfaktoren als auch von der allgemeinen Betriebssituation ab. Grundsätzlich eignen sich verschiedenste Nutzungsweisen, zum Beispiel Obst, Nüsse, Laubfutter, Energie- und Stammholz.

Direkt neben den Baumreihen wird über die ersten 4 Jahren jeweils wechselnd ein Streifen von 6- 7,5 m Breite mit Kartoffeln und Feldgemüse nach Winterzwischenfrucht, flachem Frühjahrsumbruch und Transfermulchtechnik angebaut.

Ein Verfahren, das den Bodenwasserhaushalt schont und in heißen Sommern die Bodentemperatur auf ein erträgliches Maß senkt und den Pflanzen stressfreieres Wachstum ermöglicht, evtl. unterstützt durch die Agroforststreifen.

In den Baumstreifen sollen gepflanzt werden im Abstand von 12–15 m:
Aprikose, Feige, Mandel, Marone, Baumhasel, Elsbeere, Speierling, Eberesche, etc. dazwischen.
Schneller wachsende Büsche wie Korallen – und vielblütige Ölweide (Leguminosen) und Korneilkirsche, um einen schnelleren Effekt der Durchwurzelung und Beschattung zu erreichen.

Die Büsche sollen nach ausreichender Baumentwicklung zurückgeschnitten bzw. entfernt werden. Verwertung evtl. als Holzhackschnitzel. Die Bäume werden in diesem Zeitraum auf 4–5m Hochgeastet um störungsfrei darunter bewirtschaften zu können und einen entsprechenden Wertholzanteil zu erzielen.

Die Baumstreifen werden in eine 3 m breite mehrjährige Blühmischung gepflanzt zur Biodiversitätsförderung (lnsekten, Vögel, und Niederwild).

Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF)

Der DeFAF setzt sich dafür ein, dass die Agroforstwirtschaft in Deutschland zukünftig verstärkt gefördert und in der Landwirtschaft vermehrt genutzt wird.

Eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft muss langfristig nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch sozial und ökologisch verantwortbar sein. Agroforstwirtschaft bietet dafür viele Vorteile.

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